Leben mit Handicap-Hunden

Sie laufen auf drei Beinen, sind blind, taub oder haben neurologische Störungen – Hunde mit Handicap. In der Natur hätten diese Tiere wohl keine Überlebenschancen. Die moderne Medizin und die Tierliebe einiger Menschen geben diesen Tieren heute jedoch die Möglichkeit ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Dennoch darf man sich als Hundehalter nichts vormachen. Das Leben mit einem Handicaphund kann wunderschön sein, doch es bedeutet ein Vielfaches an Verantwortung, Zeit und Geld.

Körperliche Behinderungen

handicap Hund

Foto: pixabay.com

Zu den klassischen Behinderungen beim Hund zählen körperliche Beeinträchtigungen, wie gelähmte Hunde sowie Tiere denen Beine amputiert werden mussten oder die nicht mehr funktionstüchtig sind. Zumeist sind Unfälle oder Krankheiten der Grund für das Handicap. Es kommen aber auch laufend Tiere aus dem Süden oder Osten Europas zu uns, die ihre Behinderung der Gewalt der Menschen zu verdanken haben. Den Verlust eines Beines können die Tiere zumeist gut kompensieren. Rollis helfen jenen Hunden, die gelähmt sind, keine oder funktionsuntüchtige Beine besitzen. Derartige Hilfsmittel müssen von einem Fachmann hergestellt und perfekt angepasst werden. Die meisten Hunde sind mit einem Rolli beinahe ebenso geschickt wie ein gesunder Hund. Sie können damit spazieren gehen, toben und spielen. Der Kostenpunkt für dieses orthopädische Gerät liegt je nach Größe des Hundes bei mehreren Hundert Euro. Körperbehinderte Hunde benötigen daneben physiotherapeutische Behandlungen. Unterwasserlaufbänder, Massagen und Übungen helfen, die schwache Muskulatur zu stärken. Auch diese Behandlungen sind sehr kostenintensiv. Zu bedenken ist auch, dass diese Tiere keine Stiegen steigen können und auch der Wohnraum angepasst sein muss.

Taube und blinde Hunde

Ebenso wie beim Menschen können Hunde blind oder taub zur Welt kommen. Diese Behinderung kann sich auch im Laufe des Hundelebens etablieren. Häufig bleibt dieser Zustand für die erste Zeit unbemerkt. Der Hund wird als etwas tollpatschig oder unfolgsam angesehen. Hunde können aber auch mit diesen Problemen sehr gut umgehen. Wer einen solchen Hund aufnehmen möchte, muss auf einige Punkte achten. Blinde Hunde benötigen Beständigkeit. Stetiges Möbelrücken in der Wohnung oder ständig neue Gassirunden können das Tier verunsichern. Mobiliar sollte in einer Wohnung mit einem blinden Hund fix stehen, damit das Tier sich orientieren kann. Herumstehende Gegenstände können zu gefährlichen Hindernissen werden. Auch die Erziehungsmaßnahmen müssen dem Tier angepasst werden. Die meisten Hunde reagieren auf Sicht- und Lautzeichen. Blinde Hunde müssen lernen, auf akustische Reize zu reagieren. Ähnlich ist dies bei tauben Hunden. Sie müssen im Gegensatz zu blinden Hunden auf optische Reize konditioniert werden. Der Hund muss lernen sich am Halter zu orientieren und immer wieder Blickkontakt aufzunehmen. Heute gibt es bereits Hundeschulen und Hundetrainer, die sich genau auf diese Problematik konzentrieren und mit blinden und tauben Hunden arbeiten. Einen hervorragenden Eindruck über das Leben mit einem tauben Hund gibt das Buch Oskar – ein Leben in der Stille und trotzdem mittendrin!: Das Leben eines Hundes mit Handicap.

Hunde mit neurologischen Problemen

Die dritte Gruppe der Handicap-Hunde sind jene, die an einer neurologischen Krankheit leiden. Dazu gehören die Epilepsie, die Kleinhirnatrophie, Cauda Equina oder das Wobbler Syndrom. In ihren Fällen müssen die Halter neben Zeit und Geld auch gute Nerven besitzen. Es ist nicht einfach, die gesundheitlichen Probleme und deren Auswirkungen täglich mitzuerleben. Ein Anfall ist manchmal für den Halter eine große Herausforderung und auch die tägliche Gabe der notwendigen Medikamente erfordert bei diesen Hunden besonders viel Geduld und Ausdauer. Tierarztbesuche, Medikamente und Therapien sind sehr teuer und nicht immer Erfolg versprechend. Halter dieser Hunde sehen sich stets schwierigen Entscheidungen gegenüber, die ihnen alles abfordern und über Leben und Tod des Tieres entscheiden.

Liebe statt Mitleid

Menschen, die ein behindertes Tier zu sich nehmen möchten, müssen sich darauf gut vorbereiten. Mitleid hilft diesen Tieren nicht weiter. Man muss sich als Halter eines behinderten Hundes stets darüber im Klaren sein, dass das Tier mehr Zeit benötigt, als ein Gesundes. Die Kosten für den Tierarzt, Medikamente, orthopädische Maßnahmen, Physiotherapie oder Spezialtrainingskurse sind nicht zu unterschätzen. Darüber hinaus ist gerade bei Hunden mit einer neurologischen Störung die Lebenserwartung deutlich herabgesetzt. Nicht zu vergessen, die Blicke, die diese Tiere in der Gesellschaft auf sich ziehen. Dazu kommen auch die häufig nicht sehr netten Kommentare von Menschen, die es nicht verstehen, warum diese Tiere am Leben gehalten werden. Menschen, die ein Tier mit Handicap zu sich genommen haben, werden jedoch stets davon berichten, wie bereichernd das Leben mit ihnen sein kann. Zumeist zeigen gerade diese Hunde einen enormen Lebenswillen und eine unglaubliche Lebensfreude, mit der sie ihre Besitzer täglich erfreuen.

One Response to Leben mit Handicap-Hunden

  1. Alexandra Wendl sagt:

    Ausserdem gibt es ja auch geeignete Hilfsmittel um das Leben auch mit einem behinderten Hund aktiv zu gestalten, wie Hundefahrradanhänger!
    Man kann also auch dann größere größere Ausflüge gestalten mit schönen Brotzeiten und Ruhepausen für Mensch und Tier!

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